Diese vielseitige Kreative drückt ihre Identität durch ihren Style aus und ist immer kompromisslos ganz sie selbst

Culture

Lillian Ahenkans Style ist geprägt von ihren ghanaischen Wurzeln, ihrer Kindheit in Sydney und ihrem unerschütterlichen Vertrauen in die Frau, die sie sein will.

Letzte Aktualisierung: 8. April 2021
Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

"Beyond the Fit" ist eine Serie, in der kreative Talente mit ihren einzigartigen Styles zeigen, wer sie sind.

"Was mich antreibt? Ein Leben zu führen, das meinen Träumen so nahe wie möglich kommt", erklärt Lillian Ahenkan, die in den sozialen Medien und darüber hinaus als @FlexMami bekannt ist. Die 26-Jährige aus Sydney hat bereits viele dieser Träume verwirklicht und unter anderem als TV-Moderatorin, DJane, Autorin, Podcasterin und Unternehmerin gearbeitet. Lillian ist der lebende Inbegriff einer vielseitigen Kreativen.

Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

Auch wenn sie sich auf verschiedenen Plattformen mit anderen connected und Kleidung für die unterschiedlichsten Situationen hat, verlässt sie sich in Sachen Style und Persönlichkeit nur auf eine Meinung: ihre eigene. "Ich bin kein Mensch, der Kreativität krampfhaft analysieren und verkopfen will. Kreativität ist intuitiv und entsteht aus einer Stimmung heraus", beschreibt Lillian ihren Style. Wenn es jedoch darum geht, ein Outfit für potenzielle Jobs zu finden, gesteht sie: "Da muss ich mein Publikum berücksichtigen. Wenn ich online bin, kann ich bei der Arbeit problemlos ein Crop Top tragen. Aber bei einem Präsenz-Meeting mit dem Vorstand? Wohl eher nicht. Vielleicht mache ich es trotzdem, vielleicht auch nicht."

Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt
Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

Lillians Style spiegelt ihre Persönlichkeit wider, ist mit Selbstausdruck und leidenschaftlicher Individualität verbunden und lässt gleichzeitig ihre ghanaischen Wurzeln anklingen. Unübersehbar ist dabei ihre Liebe zu einem Mix aus kräftigen Farben und Prints. Aber so selbstbewusst war Lillian nicht immer. Hier erzählt sie uns, wie sie gelernt hat, ihre kulturellen Wurzeln zu feiern, ihre eigene Identität zu stärken und zu behaupten und Erwartungen zu ignorieren, die ihre wahre Kreativität und ihr Selbstbewusstsein einschränken.

"Ich bin sehr für intensive, auch kontroverse Gespräche, vertrete meine Überzeugungen und ermutige andere, das Gleiche zu tun."

Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt
Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt
Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

Du bist für deinen Style mit auffälligen Farben und Prints bekannt. Hast du das schon immer getragen?

Nein, in der Highschool war ich ein echtes Scene Kid! Ich trug viel Schwarz, Rot und Karos, bis ich merkte, dass die typischen Vorstellungen davon, Scene oder Emo zu sein, so gar nicht zu mir passten. Mein Style war sehr Emo, aber nicht meine Stimmung. Wenn ich meine Familie in Ghana besuche, wird bei so einem Anlass üblicherweise immer bunte Kleidung getragen. Das für die Emo-Szene typische Schwarz zieht man in Ghana eigentlich nur für Beerdigungen an. Das wusste ich alles und hielt mich aber nicht daran. Bunte Kleidung gab mir immer das Gefühl, nicht wirklich dazuzugehören. Erst als ich mich intensiver mit der ghanaischen Kultur befasste, die großen Wert auf Selbstausdruck legt, und zwar unabhängig vom jeweiligen sozialwirtschaftlichen Status, habe ich Farben und Prints so richtig für mich entdeckt.

Hat deine Familie deine Selbstfindung beeinflusst? Und wie haben sich deine ghanaischen Wurzeln und deine Kindheit und Jugend in Sydney auf deinen Style ausgewirkt?

Absolut, aber es ging mehr darum, sich dem jeweiligen Anlass entsprechend anzuziehen. Meine Mutter legte großen Wert auf Anstand und Seriosität. Zuerst dachte ich, das sei eine kulturelle Sache. Obwohl meine Mutter schon seit 30 Jahren in Sydney lebt, ist sie nicht so integriert, wie man es erwarten würde. Sie meinte, sie könne sich vorstellen, dass viele junge Mädchen in Ghana bestimmt ganz begeistert davon sind, selbstbestimmt anzuziehen, was sie wollen. Daher war sie überrascht, dass ich nur in Schwarz rumlaufen wollte, obwohl ich doch diese ganzen bunten Accessoires wie Ohrringe, Stirnbänder und Schals tragen könne.

Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

Als du älter wurdest, wie hat sich das auf dein Selbstbild ausgewirkt?

Unter der Woche trugen wir in der Highschool ja alle unsere Schuluniform. Nur samstags musste ich überlegen, was ich anziehe, wenn ich zu einer Party gehen wollte. Ein Teil von mir war total begeistert von der Aussicht, als Erwachsene anziehen zu können, was mir gefällt.

Nach der Highschool begann ich, mich zu fragen, wer ich bin und wie ich gesehen werden wollte. Mit Anfang 20 habe ich bewusst keine Jeans mit T-Shirt und Sneakern getragen, weil ich dachte, die Leute hielten mich sonst für faul oder nachlässig. Erst als ich erkannte, was ich wollte und was nicht, konnte ich auch bequemere Sachen tragen, ohne mir darüber groß einen Kopf zu machen. Mir ist aufgefallen, dass westliche Kulturen sehr bestimmte Vorstellungen von Menschen haben, die sich schick anziehen. Das empfand ich als eine Art Ausgrenzung aller, die andere Sachen tragen. Ich fühle mich nicht wohl darin, aber es ist andererseits für mich immer sehr interessant, diese Parallelen zu entdecken.

Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

Natürlich gibt es nicht nur in der Kultur Parallelen, sondern auch bei der Geschlechtsidentität, oder?

Ich betone meine Weiblichkeit wirklich sehr gerne. Früher wollte ich mich nicht feminin kleiden und kein "girly girl" sein, weil ich es einfach total uncool fand. Bis ich dann irgendwann beschloss, dass es mir egal ist und dass ich Kleider mag und es mir gefällt, wenn die Leute mich für hübsch halten. Genauso gut könnte ich morgen aber auch einen Anzug tragen und mich darin wohlfühlen. Es geht darum, das zu tragen, was ich will und was sich für mich gut anfühlt.

Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

Selbstausdruck kann in vielerlei Hinsicht gleichbedeutend für Style sein. Wie drückst du deine Persönlichkeit – außer über deinen Style – noch aus?

Mit Worten! Ich bin sehr für intensive, auch kontroverse Gespräche, vertrete meine Überzeugungen und ermutige andere, das Gleiche zu tun. In den letzten Jahren ist mir auch mein Zuhause sehr wichtig geworden. Ich nutze jeden Moment, um kreativ zu sein oder zu werkeln, zu dekorieren und einen Ort zu gestalten, an dem ich rundum großartig fühle. Ich suche bewusst nach Möbeln und Dekorationsstücken, die Freude bringen. Es ist nicht mein Ding, mein Zuhause möglichst günstig einzurichten oder mit Sachen, die alle haben. Ich bevorzuge Muster, Farben, Prints und Komfort, um einen Ort zu schaffen, an dem ich gerne bin und an den ich gerne zurückkehre.

"Wenn jemand sagt 'Vielleicht solltest du nicht so viel Farbe tragen' hinterfrage ich das oft und denke mir 'Hey, warum denn nicht?'"

Beyond the Fit: Lillian Ahenkan (aka "@FlexMami") trägt, was ihr gefällt

Damals in der Highschool hast du es vermieden, bunte Kleidung zu tragen. Fühlst du immer noch diese Art Druck, bloß nicht mit deinem Style aufzufallen – besonders in Sydney, wo die Modeszene manchmal ziemlich homogen sein kann?

Nein, nie! Ich kann verstehen, warum manche das machen. Vielleicht liegt es daran, dass ich vom Mondzeichen Wassermann bin, aber ich fand es schon immer faszinierend, einzigartig und ich selbst zu sein – besonders, wenn von mir erwartet wird, jemand anderes zu sein. Manchmal geht das nach hinten los und kann dazu führen, dass manche mir bestimmte Jobs nicht wirklich zutrauen. Dann heißt es 'Hm, wenn du so viel Zeit damit verbringst, dich zu stylen, bleibt dir ja gar keine Energie mehr für deinen Job.' Wenn jemand sagt 'Vielleicht solltest du nicht so viel Farbe tragen' hinterfrage ich das oft und denke mir 'Hey, warum denn nicht?'. Wenn ich unabhängig handeln und eigene freie Entscheidungen treffen kann, warum sollte ich dann nicht so sein können, wie ich bin?

Text: Ella Jane
Fotos: Yasmin Suteja

Gemeldet: September 2020

Ursprünglich erschienen: 4. April 2021

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